Bruno Bienzle, Lokalchef der Stuttgarter Nachrichten und absoluter Kickers-Fan, hatte zum 60. Geburtstag von ADM folgende Hommage geschrieben.
"Unser ADM wuchs heran und gedieh zwischen den Polen Kultur und Sport: So spielte schon Vater Josef Dünnwald für den ruhmreichen VfL Benrath im Rheinland, dessen Trikot in seiner Zeit als Zweitligist später auch Sohn Rolf trug.
Doch der Reihe nach: Josef Dünnwald, jahrzehntelang Staatskapellmeister der Württembergischen Staatstheater, kam 1939 nach Stuttgart, wo dem 1937 geborenen Rolf (heute Dr. jur. in Hamburg) die Söhne Axel und Achim (geboren 1943, heute Generalintendant der Hessischen Staatstheater in Wiesbaden) folgten.
Wie schon der Vater, der als musikalisches Wunderkind im zarten Alter von acht Jahren seine ersten Klavierkonzerte gab (und deshalb unter dem Pseudonym Josef Bach dem Lederball nachjagte, da beides für unvereinbar gehalten wurde), bewegte sich Klein-Axel zwischen Klavier (mit dem gestrengen Vater als Lehrer) und der Kickerei, wobei sich beim Sohn die Waage der Talente deutlich zum Ballsport neigte.
Dies veranlasste den Vater im Anschluss an ein öffentliches Vorspiel seines Sohnes im Stuttgarter Jugendhaus, bei dem Letzterer glaubte, sich gut geschlagen zu haben, zu der Gretchenfrage: „Spielst du eigentlich lieber Fußball oder Klavier?“ Und als der 14-Jährige sich erleichtert zum Kicken bekannte, hatte der Vater ein Einsehen: „Gut, dann mach das. Aber mach es richtig.“
Richtig zu machen hatte er es schon vom zehnten Lebensjahr an versucht, als er zusammen mit dem älteren Bruder Rolf zur Kickers-Jugend stieß. Das bot sich schon deshalb an, weil die Familie Dünnwald von 1948 bis 1950 in Degerloch wohnte. Und nicht nur des 100-Tore-Sturms wegen zog es Vater und Söhne regelmäßig auf den Kickers-Platz. Kontakt zu den Blauen als dem führenden Verein der Stadt hatte Josef Dünnwald schon lange vorher gefunden. So mancher Kickers-Festivität verlieh er als Pianist – zusammen mit weiteren renommierten Künstlern – die besondere Note.
Auch nach dem jähen Ende der Klavier-Karriere von Dünnwald junior blieb dieser der Kultur treu als ständiger Statist auf der Opernbühne, nachdem er zuvor schon als Mitglied des Kinderchors Bühnenerfahrung gesammelt hatte. Im Fußball hingegen strebte er eine Hauptrolle an. Und als ihm der Wunsch, als B-Jugendlicher an der Seite des großen Bruders in der A-Jugend spielen zu dürfen, abgeschlagen wurde, wechselte er in der Saison 1955/56 doch tatsächlich die Farben und heuerte beim roten Erzrivalen auf dem Wasen an, mit dem er dann auch noch einen 1:0-Endspielsieg gegen die Kickers erstritt.
Danach war der Seitensprung aber auch schon beendet, lockten die Kickers ihr abtrünniges Talent doch mit dem Versprechen zurück, er dürfe fortan mit der ersten Mannschaft trainieren. 1957, gerade 18 geworden, rückte er auch als frischgebackener Vertragsspieler in die Erste ein.
Als die verjüngte Elf der Blauen auf Anhieb die Rückkehr in die Oberliga schaffte und Bundestrainer Seppl Herberger das Kickers-Talent zum Sichtungslehrgang bestellte, hing der Fußballhimmel für den verhinderten Pianisten voller Geigen.
Dann freilich knüpfte unser Himmelsstürmer im Abwehrzentrum plötzlich zarte Bande zu seiner Ursi. Und diesmal stellte der künftige Schwiegervater (und frühere Kickers-Präsident) Philipp Metzler die Schicksalsfrage. Perspektive in der Firma Metzler International samt Aussicht auf die Hand der Tochter oder Fußball in Degerloch. Und wieder zögerte der Draufgänger keine Sekunde, zog die Kickstiefel aus und verdingte sich, gerade 22 geworden, in der Niederlassung Hannover im Außendienst, wo aus geplanten sechs Wochen volle sechs Jahre werden sollten.
Zurück in Stuttgart, entdeckte er die Liebe zu seinen Kickers wieder neu. Der Rest ist ein großes Stück Kickers-Geschichte ..."